Argumente des Abgeordnetenhauses
Nein zum Flugbetrieb in Tempelhof
Tempelhof darf nicht Verkehrsflughafen
bleiben, weil
- das den neuen Flughafen in Schönefeld und
damit 40.000 Arbeitsplätze gefährdet.
- ein innerstädtischer Flughafen gefährlich ist.
Flugzeuge gehören nicht in die Innenstadt.
- er eine Zumutung für die Anwohner ist. Fluglärm
und Kerosin machen krank.
- er unwirtschaftlich ist. Der Flugbetrieb in
Tempelhof kostet die Steuerzahler jährlich
5.840.000 Euro.
Und
weil dieses riesige Gelände im Herzen der Stadt
besser genutzt werden kann. Tempelhof muss
endlich für alle Berlinerinnen und Berliner geöffnet
werden.
Der Flughafen Tempelhof ist ein Stück
Berliner Geschichte – nicht nur als
Flughafen.
Der Flughafen Tempelhof war der erste Verkehrsflughafen
der Welt. Er war die Lebensader West-
Berlins, als es während der Blockade 1948/49
ums Überleben kämpfte. Für viele Menschen in
West-Berlin blieb er bis 1975 das „Tor zur Welt“.
Die amerikanischen Alliierten schlossen den
Flughafen, als 1975 der Flughafen Tegel eröffnet
wurde. Zehn Jahre nach seiner Schließung wurde
der Flughafen Tempelhof für regionale Flüge wieder
geöffnet.
Das Tempelhofer Feld war viele Jahre ein beliebtes
Ausflugs- und Erholungsgebiet für die
Berlinerinnen und Berliner: als Sportpark, als
Vergnügungspark und als große Kleingartenfläche.
Erst der Flugbetrieb in den 20er Jahren hatte
die vielfältige Nutzung des Tempelhofer Felds
beendet.
Auch die CDU hat die Schließung von
Tempelhof und Tegel beschlossen
Mit der deutschen Einheit endete die Insellage
West-Berlins. Alle waren sich einig: Berlin muss
die neue Freiheit nutzen, um einen modernen
und zukunftsfähigen Flughafen zu bauen. Darum
sollen die innerstädtischen Flughäfen geschlossen
werden. Das beschlossen das Berliner
Abgeordnetenhaus und der Berliner Senat des
Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen
(CDU) in den Jahren 1994, 1996, 1998 und 1999.
Mit diesen Beschlüssen wurde demokratisch legitimiert,
den Flughafen Tempelhof zu schließen,
sobald der Weg für den Flughafen Schönefeld
frei ist.
Durch die Schließung der innerstädtischen
Flughäfen werden fast 800.000 Berliner und Berlinerinnen
von Lärm und der Gefährdung durch
den Flugverkehr befreit. Die Gefährdung ist in
Tempelhof besonders hoch. Hier fehlen Überrollflächen
und Bodenradar. Die Sicherheitszone des
Flughafens befindet sich teilweise im Wohngebiet
in Neukölln. Dort ereignete sich im Jahr 2001
auch der letzte Absturz eines Privatflugzeuges,
das in einen Hinterhof in der Neuköllner Karl-
Marx-Straße stürzte. Tempelhof wird von vielen
Privatfliegern angeflogen, denen die Erfahrung
von Berufspiloten fehlt. Kleinflugzeuge verursachen
in Deutschland mehr als sieben Mal so viele
Unfälle wie größere Maschinen. Einen innerstädtischen
Flughafen zu schließen, verringert das
Risiko eines Flugzeugabsturzes auf Wohnhäuser,
minimiert Fluglärm und gewinnt attraktive Flächen
für die Stadt zurück. Deshalb werden weltweit
innerstädtische Flughäfen geschlossen – ob
in Hongkong, Chicago, Athen, München, Jakarta
oder Liverpool.
Die Zukunft heißt Flughafen BBI
in Schönefeld
Seit einem Jahr wird in Schönefeld an dem neuen
Flughafen Berlin-Brandenburg International
(BBI) gebaut. Dies ist eine gigantische Investition
von mehr als 3 Milliarden Euro und eine große
Chance für Berlin. Die Aufträge für den Bau des
neuen Großflughafens gehen in hohem Maße an
Betriebe aus der Region Berlin-Brandenburg. Dies
schafft und sichert bereits jetzt Arbeitsplätze in
der Region. Die heute am Flughafen Tempelhof
Beschäftigten werden in Schönefeld dringend
gebraucht. Insgesamt werden nach Fertigstellung
des BBI fast 40.000 neue Arbeitsplätze
entstehen. Diese Arbeitsplätze dürfen wir nicht
gefährden. Ein allgemeiner und für alle offener
Verkehrsflughafen Tempelhof tut das. Denn der
Ausbau des Flughafens Schönefeld ist rechtlich
nur zulässig, wenn gleichzeitig die Menschen
in Tempelhof und Tegel von Lärm und Gefahr
befreit werden. Ein weiterer Flugbetrieb in Tempelhof,
wie ihn das Volksbegehren fordert, macht
die Genehmigung für den neuen Flughafen BBI
hinfällig.
Tempelhof – für einen Flughafen
viel zu schade
Die Betreiber des Volksbegehrens lassen die
Berlinerinnen und Berliner über ihre wahren
Ziele im Unklaren. Sie fordern den Verkehrsflughafen
und wollen den Privatflughafen. Beides
ist nicht zu rechtfertigen: Ein Verkehrsflughafen
mit bis zu 4,5 Millionen Passagieren pro Jahr in
Tempelhof belastet Hunderttausende Anwohner
mit Lärm und Abgasen. Auch die Nutzung des
Flughafens Tempelhof als eingeschränkter Geschäftsflughafen
gefährdet die Planfeststellung
für den Flughafen BBI. Die Flughafengesellschaft
hat in Schönefeld bereits 7,5 Millionen Euro für
Geschäftsflieger investiert. Ab Mai 2008 steht
dort ein neuer Terminal mit neuen Hangars zur
Verfügung.
Es widerspricht darüber hinaus jeder sozialen
Vernunft, ein derart großes Areal in der Innenstadt
ausschließlich für wenige Geschäfts- und
Privatflieger zu reservieren. Das Berliner Abgeordnetenhaus
will, dass die Menschen das
Gelände des Flughafens nicht länger durch den
Zaun betrachten müssen, sondern nutzen können.
Bereits jetzt sind Teile des Geländes eine
wichtige Frischluftschneise für die Innenstadt.
Neben einem großen Park der Luftbrücke wollen
wir schnell neue Sportflächen schaffen. Fußball,
Basketball, Tennis, Joggen, Skaten, Radfahren,
Drachensteigen, Beachvolleyball – für all das ist
auf dem Gelände Platz.
Vom Flughafen zum lebendigen Ort
für Dank und Erinnerung
Auch das denkmalgeschützte Gebäude des Flughafens,
das selbstverständlich erhalten bleibt,
kann ohne Flugbetrieb viel besser genutzt werden.
Wir unterstützen die Idee der Berlin-Brandenburg
Aerospace Allianz, dort ein Informationszentrum
Luftfahrt einzurichten. Wo könnte
besser und würdiger der Luftbrücke und der
großartigen Leistung der amerikanischen Piloten
gedacht werden? Für die Alliiertenmuseen und
das Luftfahrtmuseum aus Gatow sowie für Flugzeug-
Exponate des Deutschen Technik-Museums
bietet sich in Tempelhof eine neue Heimat in der
Mitte der Stadt. Tempelhof bietet zusätzlich genug
Raum für Bundesministerien und ein Innovationszentrum
für Forschung und Entwicklung
sowie weitere Nutzungen.
Tempelhof jetzt schließen
Der Flughafen Tempelhof hat die staatliche Flughafengesellschaft
seit 1990 über 200 Millionen
Euro an Zuschüssen gekostet. Ein Weiterbetrieb
des Flughafens bis 2011 würde die Steuerzahler
täglich über 16.000 Euro kosten – ohne Aufwendungen
für den Unterhalt des Gebäudes! Dieses
Geld fehlt beim Ausbau des Flughafens BBI. Noch
wichtiger: Mit dieser Erholungs-, Freizeit- und
Sportfläche werden die benachbarten Wohnviertel
viel attraktiver. Das tut nicht nur den Menschen
in Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof gut,
sondern der ganzen Stadt. Deshalb will das Abgeordnetenhaus
den Flugbetrieb in Tempelhof
im Oktober 2008 beenden, statt den Flugverkehr
dort zu vervielfachen.
Neues Wohnen und Arbeiten
Das Tempelhofer Feld bietet nicht nur Platz für
Erholungs- und Sportflächen. An den Parkrändern
ist viel Platz für attraktive Wohnungen und
neue Wohnformen. Eine internationale Bauausstellung
soll zeigen, wie sich Wohnkomfort und
ökologische Ansprüche kostengünstig verbinden
lassen. Wer will noch ins Brandenburger Umland
ziehen, wenn er auf dem Tempelhofer Feld ruhig
im Grünen und doch ganz zentral wohnen kann?
Unternehmen und Existenzgründer finden entlang
der Autobahn und des Tempelhofer Damms
viel Platz für wenig Geld, um ihre Ideen ausprobieren
und umsetzen zu können. Das wird bald
ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb mit
anderen Metropolen dieser Welt sein.
Hier findet Zukunft statt
Wir wissen: Eine stadtverträgliche, sozial und
architektonisch anspruchsvolle Nutzung einer so
großen Fläche fällt nicht vom Himmel. Sie muss
sich entwickeln. Weltweit beneiden uns Großstädte
um den Platz, den wir für diese Entwicklung
inmitten der Stadt haben. Doch die Entwicklung
kann erst beginnen, wenn der Flugbetrieb
eingestellt und das Gelände für alle Menschen
geöffnet ist. Wir sind sicher: Es gibt eine riesige
Zahl von zusätzlichen fantastischen, modernen,
sympathischen und realisierbaren Ideen und Projekten
für das Gelände und das historische Flughafengebäude.
Geben wir Berlin die Chance, auf
dem Tempelhofer Feld das Wohnen, das Arbeiten
und das Leben des 3. Jahrtausends entstehen zu
lassen.
Aus diesen Gründen lehnt das Berliner Abgeordnetenhaus
die Forderung des Volksbegehrens
„Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen“
ab und bittet Sie, bei der Abstimmung
am 27. April 2008 mit Nein zu stimmen –
Nein zum Flugbetrieb in Tempelhof.